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Reparieren für eine nachhaltige Zukunft: Ein Beitrag für die Umwelt

Die Idee, Dinge zu reparieren, anstatt sie wegzuwerfen, ist nicht nur ein Akt der Nachhaltigkeit, sondern auch eine Haltung gegenüber der Umwelt, die den Wert des Bestehenden erkennt. Reparaturwerkstätten, auch bekannt als Repair Cafés oder Wiederverwendungsinitiativen, erblühen weltweit als Orte des Lernens, Teilens und Engagements für eine bessere Zukunft.

Es muss nicht immer was Neues her - viele Geräte lassen sich reparieren.

Es muss nicht immer was Neues her - viele Geräte lassen sich reparieren. Foto: Adobe Stock / andranik123 / 301070093

Doch warum ist das Reparieren so wichtig für unsere Gesellschaft und unsere Umwelt? Welche Rolle spielt es in Bezug auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung? Und wie können wir diese Idee in unseren Alltag integrieren, um einen positiven Einfluss auf die Welt um uns herum zu haben?

Was sagt die Statistik?

Eine repräsentative Umfrage des Umweltbundesamtes zeigt: „94 Prozent der Bürger*innen in Deutschland befürworten ein Recht auf Reparatur und mehr als ein Drittel würde dafür höhere Preise beim Kauf akzeptieren.“ Drei Punkte waren den Befragten dabei am wichtigsten:

  • einfachere Austauschbarkeit einzelner Bauteile
  • leichtere Erhältlichkeit von Ersatzteilen
  • Aktualisierbarkeit von Geräten durch Software-Updates

Alle Maßnahmen tragen dazu bei, dass Produkte länger in Gebrauch bleiben können. Auf diese Weise wird nicht nur Müll reduziert, es können zudem Ressourcen geschont werden.

Gesetzliche Bestimmungen: Reparieren statt Wegwerfen – künftig Norm

Nicht nur die Bundesregierung – auch auf europäischer Ebene soll dazu ein entsprechendes Gesetz auf den Weg gebracht werden. Im Koalitionsvertrag ist festgehalten: „Die Lebensdauer und die Reparierbarkeit eines Produktes machen wir zum erkennbaren Merkmal der Produkteigenschaft (Recht auf Reparatur).“ Um dieses „Recht auf Reparatur“ in der Praxis umsetzen zu können, plant die Regierung verschiedene Maßnahmen.

Ein digitaler Produktpass soll Informationen über die Herstellung, Reparierbarkeit und Wiederverwertbarkeit geben. Bereits 2021 ist das neue EU-Energielabel eingeführt worden, das vorgibt, wie lange Ersatzteile für verschiedene Geräte vorgehalten werden müssen, um eine Reparatur zu ermöglichen. Künftig soll zudem geregelt werden, für welchen Zeitraum eine Reparatur kostenfrei sein soll.

Einigung auf EU-Ebene

Das EU-Parlament und der Rat haben sich Anfang 2024 auf die Vorschläge für die neuen Regelungen rund um das „Recht auf Reparatur“ geeinigt. Die geplanten Vorschriften bieten Verbrauchern verschiedene Erleichterungen bei der Reparatur defekter Geräte.

Reparaturen sollen dadurch deutlich kostengünstiger umgesetzt werden können. Bereits beim Produktdesign liegt dann ein besonderes Augenmerk auf einem möglichen Austausch einzelner Teile sowie der Vermeidung von typischen Sollbruchstellen. Auch bezüglich der Software sollen künftig künstliche Einschränkungen der Lebensdauer vermieden werden.

Eine europaweite Plattform soll Verbrauchern als Anlaufstelle für wichtige Informationen dienen und verschiedene Suchfunktionen zur Verfügung stellen. Damit lassen sich künftig etwa passende Reparaturwerkstätten finden.

Der neue Gesetzesrahmen macht einen Schritt hin zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft. Finanzielle Unterstützung gibt es dabei einerseits durch die Förderung von Reparaturinitiativen. Andererseits sind sogenannte Reparaturgutscheine geplant, die von Verbrauchern genutzt werden können. Nach der Verabschiedung der neuen Verbraucherrechte tritt das Gesetz innerhalb von 20 Tagen in Kraft.

Spezifische Aspekte der Reparaturbewegung

Kultureller Wandel

Die Reparaturbewegung repräsentiert einen Schritt weg von der Wegwerfkultur hin zu einem Bewusstsein für die Reparatur und Wiederverwendung von Gegenständen. Dieser kulturelle Wandel hebt die Bedeutung von Ressourcenschonung und Müllreduzierung hervor. Es geht darum, den Blick auf den Wert und die Lebensdauer von Produkten zu ändern, weg von der Vorstellung, dass Dinge, sobald sie kaputt sind, nutzlos sind und weggeworfen werden sollten.

Den Anfang machte das "The Repair Café" in Amsterdam. Seit seiner Gründung im Jahr 2009 wurden dort Tausende von Gegenständen repariert, darunter Elektronik, Kleidung und Möbel. Dieses Konzept hat sich weltweit verbreitet und Anklang gefunden. Heute sind in zahlreichen Städten und Gemeinden solche Anlaufstellen vorhanden.

Einzelne Initiativen wie "The Repair Café Foundation" haben weltweit über 2.000 Cafés unterstützt, die das Bewusstsein für Reparaturen und den Wert der Wiederverwendung fördern. Vor Ort werden auch praktische Workshops angeboten, um Reparaturfertigkeiten zu vermitteln.

Ein weiteres Beispiel sind Online-Plattformen wie "iFixit", die kostenlose Reparaturanleitungen und Foren anbieten, in denen Menschen lernen können, ihre eigenen Geräte zu reparieren.

Bei Anlaufstellen wie "Tool Libraries“ können Mitglieder Werkzeuge ausleihen, anstatt sie zu kaufen – ähnlich wie in einer Bibliothek. Diese Initiativen ermutigen zur Gemeinschaftsnutzung von Ressourcen und fördern ein nachhaltiges Konsumverhalten.

Gemeinschaftsengagement

Es gibt viele Initiativen, die das Gemeinschaftsengagement fördern, indem sie Wissen teilen und Fähigkeiten in Reparatur-Workshops und Treffen vermitteln. Dies sind Orte des Lernens und der Zusammenarbeit. Menschen teilen ihr Know-how, reparieren gemeinsam Gegenstände und ermutigen damit zu einem nachhaltigen Lebensstil.

Elektronik, Textilien, Möbel – fast alles kann repariert werden. Weltweit verbreitete Treffpunkte bieten eine Plattform, auf der Menschen ihre defekten Gegenstände mit Hilfe von freiwilligen Reparateuren wieder funktionsfähig machen können. Dadurch werden Ressourcen gespart und die Lebensdauer von Produkten verlängert.

Kleidertauschveranstaltungen sind ebenfalls ein Beispiel für lokale Initiativen. Menschen kommen zusammen, um Kleidung zu tauschen, was nicht nur die Wiederverwendung fördert, sondern auch das Bewusstsein für nachhaltige Mode und den Konsum von Bekleidung stärkt.

Upcycling

Einzelne Initiativen haben sich auf Upcycling spezialisiert. Sie geben alten Gegenständen oder Materialien eine neue Funktion oder Ästhetik, anstatt sie wegzuwerfen.

Somit ist Upcycling eine kreative Art der Wiederverwendung von Gegenständen oder Materialien. Aus alten oder scheinbar nutzlosen Dingen werden neue Produkte oder Kunstwerke geschaffen. Diese Initiativen betonen nicht nur die Notwendigkeit der Wiederverwendung, sondern auch den ästhetischen und künstlerischen Wert von Recycling.

Aus der Idee, altes Plastik wiederzuverwerten entstand das "Precious Plastic Project". Die Bewegung wurde bereits 2013 in den Niederlanden gestartet. Die Grundlage sind einfache Maschinen, mit denen Kunststoffabfälle vor Ort zu neuen Produkten wie Lampenschirmen, Schmuck oder anderen Gebrauchsgegenständen verarbeitet werden können.

Das Projekt betont die Kreativität und den Wert der Wiederverwendung von Materialien. Der Weg vom Ursprungsprodukt, wie alten Kunststoffbehältern, bis hin zum neuen Gegenstand ist sichtbar und erlebbar.

Praktische Tipps und Ratschläge für eine nachhaltigere Lebensweise

Diese Tipps zielen darauf ab, die effektive Nutzung von Ersatzteilen zu erleichtern und gleichzeitig die Förderung einer nachhaltigen Reparaturbewegung zu unterstützen.

1. Recherche und Identifizierung von Ersatzteilen:

  • Wichtig ist, die genaue Modellbezeichnung und Herstellerdetails des defekten Geräts zu kennen. Das erleichtert die Suche nach passenden Ersatzteilen.
  • Auf spezialisierten Plattformen wie "iFixit" findet sich meist eine breite Auswahl an Ersatzteilen für verschiedene Marken und Modelle.

2. Qualität und Echtheit der Ersatzteile überprüfen:

  • Der Kauf von Ersatzteilen von zertifizierten Händlern gewährleistet die Effektivität und Langlebigkeit der Reparatur.
  • Es ist ratsam, die Bewertungen anderer Käufer zu überprüfen, um sicherzustellen, dass die Ersatzteile von hoher Qualität sind und den Anforderungen entsprechen.

3. Nachhaltigkeit und Wiederverwendung:

  • Es kann in Erwägung gezogen werden, gebrauchte Ersatzteile zu erwerben, um die Wiederverwendung zu fördern und den Bedarf an neuen Teilen zu reduzieren.
  • Lokale Werkstätten oder Initiativen sind eine weitere Anlaufstelle für gebrauchte Ersatzteile zu erschwinglichen Preisen.

4. Vorbereitung und Durchführung der Reparatur:

  • Vor Beginn der Reparatur gehört zur Planung, dass die passenden Werkzeuge und Reparaturanleitungen verfügbar sind.
  • Reparaturen erfordern oft Sorgfalt und Präzision. Es ist ratsam, langsam vorzugehen und sicherzustellen, dass alles korrekt durchgeführt wird.

5. Überprüfung der Reparatur und Garantie:

  • Nach Abschluss der Reparatur sollte das Gerät ausgiebig getestet werden, um zu prüfen, dass alles ordnungsgemäß funktioniert.
  • Es ist zudem wichtig, Dokumente wie Bedienungsanleitungen oder Garantieerklärungen zu prüfen. Hier ist in der Regel dokumentiert, wie Reparaturen die Garantiebestimmungen beeinflussen könnten.

Eine längere Haltbarkeit und Verwendbarkeit von Produkten können einen wichtigen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit leisten. Es liegt in unserer Hand, diese Bewegung voranzutreiben, indem wir bewusst nach Ersatzteilen suchen, um unsere Geräte zu reparieren und damit einen bedeutenden Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft zu machen. Auf europäischer Ebene werden künftig auch Gestalter und Hersteller von Produkten dazu verpflichtet, diese auf eine längere Lebensdauer auszurichten und Reparaturen einfacher zu ermöglichen.

Reparieren lohnt sich oft.

Reparieren lohnt sich oft. Foto: Adobe Stock / auremar / 435493356

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