Kennen Sie das auch? Wenn das Nervenkostüm gerade etwas dünn ist, möchte man bestimmte Geräusche einfach nicht hören - vor allem solche, die laut sind und unvermittelt kommen.
Unser Hund trägt gerne ein Spielzeug aus Teebaumholz mit sich herum, um es nach Lust und Laune aus der Schnauze fallen zu lassen; am liebsten auf die Fliesen im Flur und in der Küche, wo das Holz ein lautes, hohl-polterndes Geräusch verursacht. Ich weiß, dass es irgendwann herunterfallen wird. Aber eben nicht genau, wann. Deshalb bleibt mir jedes Mal fast das Herz stehen, wenn es dann tatsächlich fällt.
Am Mittwoch bin ich früh morgens über die Strandallee gejoggt, als mich das vielleicht fiesesten Geräusche der Welt aus dem Tritt brachte. Ich konnte es erst nicht einordnen, weil sich das für das Geräusch ursächliche Ereignis hinter Bäumen abspielte. Dann wusste ich es wieder - und fühlte mich prompt gut 20 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Es war das Geräusch, das entsteht, wenn über der Ladefläche eines Entsorgungsfahrzeugs ein Altglascontainer entleert wird.
Es klingt so, wie es eben klingt, wenn binnen weniger Sekunden völlig unvermittelt Hunderte Flaschen zerbrechen. Ich kenne das Geräusch, weil ich mal unmittelbar neben einem Glascontainer-Standort gewohnt habe. In welchem Rhythmus die Container entleert wurden, hat sich mir nie erschlossen. Also war jede neue Leerung eine Überraschung, und zwar eine, die mir deutlich vor der Zeit beschert wurde, zu der ich aufstehe - und die mich jedes Mal senkrecht im Bett stehen ließ.
Sie merken, laute Geräusche, mit denen ich nicht rechne, sind gerade echt ein Thema für mich. Ja, die Sache mit dem Nervenkostüm. Wenn Sie mich mal richtig aus der Fassung bringen wollen, schleichen Sie sich von hinten und klatschen in die Hände. Allerdings kann ich dann für nichts garantieren.