Die Europawahl wirft ihre Schatten voraus. Im Fernsehen leisten sich selbst die absurdesten Splitterpartien teure Sendezeit, um in Wahlwerbespots den Klimawandeln zu leugnen und anderes wirres Zeugs unters Volk zu bringen.
Nordenham verwandelt sich derweil mehr und mehr in einen Schilder-Wald. Oder sollte es besser Schilda-Wald heißen? Egal. Auf jeden Fall sieht man inzwischen schon den Wald vor lauter Schildern nicht mehr. Was nicht weiter schlimm ist. Allzu inhaltsreich sind die Plakate der Parteien ja meist ohnehin nicht. Um ein komplettes Wahlprogramm abzudrucken, reicht nun mal der Platz auf einem Plakat nicht aus. Und es würde wohl auch kaum jemand vor einem Laternenmast den Kopf in den Nacken legen, um sich das alles durchzulesen.
Indes: Je abenteuerlicher die darauf abgedruckten Slogans sind, umso mehr fallen die Plakate auf. Eine Partei, die auch dem Verfassungsschutz auffällt - und das nicht wegen ihrer Plakate - fordert ohne die in Aussicht gestellte Alternative zu formulieren: „Landschaft statt Windparks.“ Na klar, der Strom kommt aus der Steckdose. Der Rest fällt die in die Kategorie „Lügenpresse“.
Was direkt ein weiterer Slogan der besagten Partei aufgreift: „Nur noch sagen, was Anne will?“ ist da zu lesen. Diejenigen, die diesen Kalauer ersonnen haben, werden sich gegenseitig auf die Schultern geklopft haben ob ihrer Genialität. Direkt darunter hängt an einem Laternenpfahl an der Bahnhofstraße das Plakat einer anderen Partei. Es zeigt ein sich übergebendes Emoji. Irgendwie passend.
Entschieden sympathischer als das Plakat-Geplänkel war mir eine Frau, die am Samstag an unserer Haustür klingelte. Sie wollte nichts weiter, als mich darum bitten, für Europa mein Wahlrecht wahrzunehmen. Die Frau vertrat selbst eine Partei. Gleichwohl sagte sie, es sei ihr egal, für wen ich bei der Europawahl stimme. „Hauptsache, es ist nichts rechts“, ergänzte die Frau. Dieses Versprechen konnte ich ihr besten Gewissens geben.