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Lottke: Soziale Medien sind wichtig für Lokalpolitiker

Ohne die sozialen Medien kommen auch Lokalpolitiker nicht mehr aus. Sehr aktiv ist dort der SPD-Landtagsabgeordnete Oliver Lottke aus Loxstedt. Er berichtet regelmäßig auf drei Kanälen von seiner Arbeit und beschäftigt sich mit Themen in seinem Wahlkreis. Neuerdings produziert er auch ein Hörformat – einen sogenannten Podcast.

Oliver Lottke beim Aufnehmen seines ersten Podcasts, bei dem er sich und seine Arbeit vorstellt.

Oliver Lottke beim Aufnehmen seines ersten Podcasts, bei dem er sich und seine Arbeit vorstellt. Foto: pr


Drei Folgen der Podcast-Reihe sind bereits in den gängigen Portalen wie Apple Music, Spotify und Amazon Music kostenfrei abrufbar, eine vierte folgt in Kürze. „Dieses Format hat mich immer schon fasziniert, ich höre selber gerne Podcasts beim Autofahren“, sagt Lottke. 30 bis 40 Minuten lang geht es in seinen Beiträgen um Landespolitik – um den Ärztemangel auf dem Land und um Daniela Behrens Weg zur Sozialministerin ging es in Folge zwei und drei. Alles in Form eines Gesprächs.

Die Pilotfolge unterscheidet sich jedoch von diesem Format. „Ich hatte das Gefühl, mich und meinen Werdegang erst einmal vorstellen zu müssen“, meint der Loxstedter. Das sei schon etwas Neues gewesen, 35 Minuten lang frontal ins Mikrofon zu reden. Dabei wird es persönlich – aber nicht zu persönlich, wie er betont. Das gilt auch für seine Beiträge bei Facebook, Instagram und Whatsapp. „Die Leute sollen schon auch sehen, wie ich privat bin. Aber trotzdem will ich auch nicht zu viel Privates preisgeben“, sagt er.

Mehrere Folgen hintereinander

Für die Podcasts, die regelmäßig erscheinen sollen, hat er zwei gute Mikrofone angeschafft, Hilfe hat er von ehrenamtlichen Mitarbeitern aus seinem Team. „Weil die Herstellung ja auch viel Aufwand erfordert, versuchen wir, immer mehrere Folgen direkt hintereinander zu produzieren“, sagt Lottke. Dann werde sein Wahlkreisbüro in Nesse kurzerhand zum Tonstudio.

Für seine Präsenz in den sozialen Netzwerken braucht er das Büro indes nicht. Dafür hat er mit seinem Smartphone alles dabei, was er braucht. Drei Posts pro Tag teilt er über die drei Kanäle. „Ich will damit meine tägliche Arbeit zeigen“, sagt der Landtagsabgeordnete. Und so ein Tag kann bewegt sein: morgens im Landtag, nachmittags zu Besuch bei einem Landwirt und abends bei einer Podiumsdiskussion. Dabei arbeitet er mit kurzen Texten, Fotos und auch mit kleinen Videos. „Letztere sind besonders geeignet für die sogenannten Storys bei Instagram“, sagt er.

In einem reinen Netzwerk für Videos wie beispielsweise Tiktok will er aber nicht vertreten sein: „Da würde ich mich nicht wohlfühlen. Das passt nicht zu mir, das überlasse ich meinen Kindern“, sagt der Politiker. Denn passen müsse es, wenn man sich in den Netzwerken präsentiere. „Ich will authentisch sein. Dazu gehört eben manchmal auch ein wenig Selbstironie“, verrät Lottke. Und auch zu trocken sollten die Beiträge nicht sein: „Für ein Foto mit Pressemitteilung reicht ja auch die Homepage“, findet er. Passen müssen auch die Themen. Deswegen beschäftige er sich nicht mit der großen Weltpolitik, sondern mit den Themen, die in seinem Wahlkreis mit den beiden Landkreisen Cuxhaven und Osterholz interessieren.

Die sozialen Netzwerke nutzt Lottke schon lange. Richtig losgelegt hat er, als er in den Landtag eingezogen ist. „Damals habe ich quasi ein Wahltagebuch geführt“, erzählt der SPD-Politiker. Doch die Netzwerke sollten eben nicht nur zum Wahlkampf genutzt werden, findet er. Immerhin könne ein Politiker so den Kontakt zu den Menschen halten. Und das seien mitnichten nur junge Leute, weiß Lottke von den Rückmeldungen, die er regelmäßig bekomme.

Wichtige Rückmeldungen

Auf diese Rückmeldungen lege er auch großen Wert, nicht nur auf das Lob, sondern auch auf Kritik. „Wenn ich etwas Komisches mache, bekomme ich gerade auf Facebook sofort entsprechende Kommentare“, erzählt der Politiker. Das sei auf Instagram, das von Fotos lebt, anders: „Da wird weniger kommentiert, und auch Pöbeleien gibt es dort eigentlich gar nicht.“

Auf Klickzahlen und Zugriffe schaue er dagegen nicht ständig, sagt Lottke. Danach richte er auch nicht seine Beiträge aus. Und doch erreicht er allein bei Instagram etwa 1200 Menschen. Ganz anders sei Whatsapp. Hier setze er auf Statusmitteilungen, um seine „Fans“ mit Nachrichten zu versorgen. „Hier gibt es auch persönliche Unterhaltungen“, meint er.

Zeitaufwendige Tätigkeit

Die Pflege der Netzwerke ist zeitaufwendig. Rund eine bis eineinhalb Stunden verbringe er mit Posten, schätzt er. Zwar bekomme er Hilfe von seinem Team, aber 85 bis 90 Prozent mache er selber. „Ich habe kein eigenes Team nur für die sozialen Netzwerke. Da bin ich persönlich“, versichert er.

Unterm Strich seien die sozialen Netzwerke und die neuen Medien zu einem wichtigen Kanal für Lokalpolitiker geworden, findet Lottke. Zeitung, Rundfunk und Fernsehen seien aber auch weiterhin wichtig, versichert er. „Aber mit diesen zusätzlichen Kanälen erreicht man bedeutend mehr Menschen.“

Christoph Bohn

stellv. Redaktionsleiter SONNTAGSjOURNAL

Christoph Bohn (Jahrgang 1968) ist in Bremerhaven geboren und im Cuxland aufgewachsen. Er hat in Bremen Wirtschaftswissenschaft und Politik studiert und ist Diplom-Ökonom. Nachdem er zweieinhalb Jahre als Controller beim Hanstadt Bremischen Hafenamt gearbeitet und nebenbei schon frei als  Journalist für die NORDSEE-ZEITUNG gearbeitet hatte, entschloss er sich zu einem Volontariat (1998-2000). Danach fing er als Redakteur beim SONNTAGSjOURNAL an (Schwerpunkte: Wirtschaft und Landkreis Cuxhaven).

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