Sport

Schicksalsspiel für Deutschland gegen Spanien

Es ist ein Schicksalsspiel des deutschen Fußballs. Am Sonntag (20 Uhr/ZDF) muss die Nationalmannschaft beweisen, dass sie doch mit den Großen dieser Welt mithalten kann. Nur ein Sieg gegen Spanien hält die Tür zum WM-Achtelfinale weit offen.

Joshua Kimmich

Greift Hansi Flick zum Notfall-Plan und beordert Joshua Kimmich auf die von ihm wenig favorisierte Außenbahn? Foto: Weller/dpa

„Wir sind in einer Scheiß-Situation und die Spanier kommen mit einem 7:0 im Rücken ins Stadion, aber das ist auch eine Chance für uns, die Stimmung zu drehen“ - das ist die optimistische Sichtweise, die Julian Brandt gestern im Medienzentrum verbreitete. Er ist sich sicher, dass die Mannschaft mit dem Druck umgehen könne und nannte das Beispiel von der EM 2021, als das Auftaktspiel gegen Frankreich verloren wurde. Brandt: „Dann liegen wir gegen Portugal hinten und gewinnen 4:2.“

Brandt und Kai Havertz - und nicht einer aus dem Führungszirkel der Mannschaft mit Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Ilkay Gündogan, Antonio Rüdiger und Thomas Müller bestritten gestern die Pressekonferenz im Mannschaftshotel. Das Duo berichtete von einer intensiven Mannschaftssitzung, die sehr konstruktiv gewesen sei. Einen Zwist wegen der öffentlichen Kritik von Ilkay Gündogan und Manuel Neuer gebe es nicht. Havertz wertete die Gündogan-Worte als konstruktiv. „So eine Kritik tut der Mannschaft gut, deswegen ist auch niemand sauer. In einem Team muss man nicht immer nett zueinander sein“, sagte der Chelsea-Spieler. „Wir sind alle mit dem Gefühl aus dem Besprechungsraum gegangen, dass wir das Spiel gewinnen“, ergänzte der gegen Japan nicht eingesetzte Brandt.

Klare Worte von Bundestrainer Flick

In dem Meeting sei vor allem das besprochen worden, was falsch gelaufen sei. Es gehe einfach darum, so Brandt, „das 1:0 zu verteidigen und dann halt unspektakulär zu gewinnen“. Dass Deutschland vor zwei Jahren in Sevilla gegen die Spanier mit 6:0 verloren habe, spiele keine Rolle mehr, sagt Brandt: „Wir sind in einer anderen Situation, wir haben einen neuen Trainer, einen Umbruch eingeleitet und sind viel weiter, unabhängig, wie die letzten Ergebnisse waren.“ Dass der neue Trainer „zu nett“ sei, wie einige Kritiker glauben, ist für Havertz kein Thema. „Nett sein ist ein schönes Ding.“ Er müsse sich nicht anschreien lassen, er brauche eine klare Ansage und die gebe es von Hansi Flick.

Leroy Sané trainiert wieder

Ob der Bundestrainer morgen Abend mit Leroy Sané rechnen kann, blieb offen. Wegen Knieproblemen hatte dieser das erste WM-Spiel gegen Japan verpasst. Zumindest trainierte er wieder. Es gab auch keinerlei Hinweise auf personelle und taktische Veränderungen. Dass Flick erneut mit Nico Schlotterbeck in der Innenverteidigung antreten wird, gilt aber als ausgeschlossen, Niklas Süle dürfte neben Antonio Rüdiger agieren. Spannend sind die Besetzungen der Außenpositionen: David Raum ist offensiv gut, aber mit defensiven Mängeln behaftet, was gegen das Barca-Duo Gavi und Torres verhängnisvoll werden kann. Christian Günter könnte die Alternative sein. Rechts wäre es Thilo Kehrer, es sei denn, Flick greift zum Notfall-Plan B und beordert Kimmich auf die von ihm wenig favorisierte Außenbahn. Der Notfall ist eingetreten.

Werders Füllkrug könnte ins Team rotieren

In der Offensive ist einiges noch offen. In der Statistik des Japan-Spiels stehen 26 Torschüsse der Deutschen - das Tor fiel nach einem Elfmeter. Gut möglich, dass Hansi Flick einen treffsicheren Stürmer ins Team bringt - und das wäre dann Niclas Füllkrug.

Mit einem Sieg gegen Spanien hätte das Flick-Team die Stimmung gedreht, aber noch keine Garantie fürs Achtelfinale. Selbst bei einem weiteren Sieg gegen Costa Rica wäre das nicht sicher. Wenn die Spanier am letzten Spieltag gegen Japan gewinnen, hätten sie genau wie Japan (bei einem Sieg gegen Costa Rica) und Deutschland sechs Punkte und es käme zum Dreiervergleich, in dem die Tordifferenz den Ausschlag geben würde. Spanien hätte dann durch das 7:0 gegen Costa Rica die beste Ausgangslage, so dass auch die Höhe der Siege für die Deutschen bedeutsam sind.

Wolfgang Stephan

Autor

Wolfgang Stephan war bis Ende 2021 Chefredakteur im Pressehaus Stade. Heute arbeitet er als freier Journalist für unserer Haus vor allem zu Themen aus Politik und Wirtschaft mit dem Schwerpunkt Luftfahrt. Und: Seit 2006 ist Wolfgang Stephan als Fußballreporter bei allen großen Turnieren für die Redaktionsgemeinschaft Nordsee dabei.

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