Schiffdorf

Am Silbersee in Wehdel tut sich einiges für den Naturschutz

Idyllischer Badesee, aber auch seltenes Naturparadies mit vom Aussterben bedrohten Pflanzen: Der Silbersee in Wehdel wird durch die europäische FFH-Richtlinie geschützt. Zahlreiche Maßnahmen dort dienen dem Schutz von Flora und Fauna.

Ostseite des Silbersees in Wehdel nach der Schilfmahd

An der Ostseite des Silbersees in Wehdel wurde unlängst großflächig der Schilf geschnitten. Im Frühherbst folgt das Ausbaggern des Wurzelwerks. Foto: Lehmann

Aus Finanzmitteln der europäischen Union (EU) soll der Erhalt der biologischen Vielfalt im Naturschutzgebiet Silbersee gesichert werden. Auch im nahen Bülter Moor kommen die Mittel zum Einsatz. In letzter Zeit tut sich daher einiges am Silbersee.

Bereits seit 2021 unternimmt der „Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz“ (NWLKN) - auf Antrag der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Cuxhaven - in mehreren Phasen umfangreiche Erhaltungsmaßnahmen am See. Diese sind noch in vollem Gange.

Seltene Landschaftstypen in der EU

Der Silbersee in Wehdel ist den meisten Leuten aus unserer Region als herrlicher, idyllisch gelegener Badesee und als Erholungsgebiet bekannt. Naturfreunde wissen aber auch, dass dieser See ein seltenes Naturparadies mit vom Aussterben bedrohten Pflanzen ist. Die Europäische Union hat diesen See mit angrenzendem Laaschmoor als sehr nährstoffarmes Stillgewässer der Sandebenen mit Strandlings-Gesellschaften und in der Folge als FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) eingestuft. Damit untersteht es den strengen europäischen Schutzvorschriften der FFH-Richtlinie.

Der Silbersee gehört dabei zum seltenen Lebensraumtyp 3110 in der Europäischen Union. Im FFH-Gebiet 023 der EU sind der Silbersee, das Laaschmoor, der Bülter See und das Bülter Moor zusammengefasst. Der Silbersee, wie auch der „Wollingster See“ (FFH-Gebiet 024), gehören in der EU zur Region der „Atlantischen Sandlandschaften“. Zu diesen gehören nicht nur nährstoffarme Stillgewässer wie der Silbersee, sondern zum Beispiel auch Heide- und Dünenlandschaften und artenreiche Borstgrasrasen.

Millionenschwerer Fördertopf

Insgesamt 16,875 Millionen Euro wurden von der EU-Kommission für den Erhalt dieser Sandlandschaften bereitgestellt. Vom Geld aus diesem Topf profitieren auch der Silbersee, der Wollingster See sowie der Bülter See mit Bülter Moor.

So soll demnächst im Bülter Moor der Lebensraum der streng geschützten Schlingnatter verbessert werden. Die ungiftige harmlose Schlange wird oft mit der ähnlich aussehenden giftigen Kreuzotter verwechselt.

Typische Vegetation schwindet

Die typische Vegetation im Silbersee besteht aus den Pflanzen Strandling, Wasserlobelie und Brachsenkraut. Doch diese drohen zu verschwinden, so dass dringend etwas getan werden musste. Von 2020 bis 2021 wurden die Ursachen der Verschlechterung ihres Erhaltungszustandes untersucht. Bereits in 2021 wurde ein Stauwehr erneuert, mit dem man im See den Wasserpegelstand günstig regulieren möchte. Außerdem wurden im Uferbereich Gehölze entnommen. Jüngstes und deutlich sichtbares Beispiel ist die große Schilfmahd am östlichen Ufer, vom Badestrand bis zum Anglersteg. Um die seltenen Pflanzen zu schützen, wurde hier das Schilf großflächig, fast vollkommen, abgemäht.

Frei von Kampfmitteln

Zuvor hatte eine Spezialfirma das Areal mit Sonden nach Kampfmitteln aus dem 2. Weltkrieg abgesucht. Zum Ende des 2. Weltkrieges wurden an dieser Stelle von der Wehrmacht riesige Mengen Kriegsmaterial entsorgt. „Es wurde kein Kriegsmaterial, nicht mal eine Patronenhülse, gefunden“, freute sich Paul Müller von der unteren Naturschutzbehörde.

Die seltenen Pflanzen wurden zudem vor Mullaufwirbelungen bei der Mahd mit einer provisorischen Schutzbarriere geschützt. „Im kommenden August/September“, ergänzt Müller, „kommen dann die Bagger und holen das Wurzelgeflecht des Schilfs heraus.“ (le/mcw)

Lobelie am Silbersee in Wehdel

Eine der typischen Pflanzen am Silbersee: die Lobelie. Foto: Lehmann

Wolfgang Lehmann

Freier Mitarbeiter

Wolfgang Lehmann ist als freier Mitarbeiter für den Nordsee Medienverbund bestehend aus Nordsee-Zeitung, Kreiszeitung Wesermarsch und Zevener Zeitung tätig. Seine/Ihre Berichte finden sich unter diesem Autorenprofil gesammelt wieder.

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