Cuxland

Warum kaum Autofahrer aus dem Cuxland E10 tanken

Autofahrer könnten sparen, wenn sie E10-Benzin mit beigemischtem Bioethanol tanken. Doch die Skepsis und die Vorurteile gegenüber dem Biosprit halten sich im Cuxland hartnäckig - bis auf wenige Ausnahmen.

E10-Benzin mit einer Beimischung von bis zu zehn Prozent Bioethanol ist an der Tankstelle einige Cent billiger als das normale Superbenzin.

E10-Benzin mit einer Beimischung von bis zu zehn Prozent Bioethanol ist an der Tankstelle einige Cent billiger als das normale Superbenzin. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Seit 2011 gibt es den sogenannten Biokraftstoff E10 auf dem deutschen Markt und an den Tankstellen. E10 setzt sich aus dem „normalem“ Superbenzin und bis zu zehn Prozent beigemischtem Ethanol zusammen. Derzeit ist der Kraftstoff rund sechs Cent billiger als E5. Der ADAC empfiehlt deshalb E10 als Mittel gegen die hohen Spritpreise. Doch ein Besuch an den Tankstellen im Cuxland zeigt, hier tanken die wenigsten den Biosprit. Die Skepsis und die Vorurteile sind groß.

Argumente gegen E10 weit verbreitet

„Mein Auto ist zu alt für E10 und ich habe keine Lust auf kaputte Schläuche“, sagt ein Mann aus Schiffdorf, der anonym bleiben möchte. „Mein Auto verträgt das nicht, das soll schlecht für den Motor sein“, ist auch Serkan Sahin aus Spaden überzeugt. Ihre Argumente gegen den Biosprit sind weit verbreitet. Tatsächlich können aber die meisten Autos mit Benzinmotor E10 ohne Probleme tanken. Das gilt für fast alle Pkw, die seit 2011 zugelassen wurden - aber auch für die meisten älteren Modelle.

Ein entsprechender Hinweis, ob E10 getankt werden kann oder nicht, finden Autofahrer in ihrer Bedienungsanleitung. Auch informieren die meisten Hersteller auf ihren Internetseiten über die E10-Verträglichkeit. Für Fahrzeuge, die vor 2011 zugelassen wurden, gibt eine kostenlose Liste von der Deutschen Automobil Treuhand GmbH (DAT) Auskunft. Wenn ein Auto E10 tanken darf, dann gibt es laut Automobilindustrie keine negativen Effekte auf Funktionssicherheit, Lebensdauer und den Verschleiß.

Jörgen Ernst aus Uthlede ist dem E10-Benzin gegenüber skeptisch und tankt lieber E5, weil er kein Risiko eingehen möchte.

Jörgen Ernst aus Uthlede ist dem E10-Benzin gegenüber skeptisch und tankt lieber E5, weil er kein Risiko eingehen möchte. Foto: Hanke

Aber selbst wenn Autofahrer über die E10-Verträglichkeit wissen, bleibt die Unsicherheit groß. So wie bei Jörgen Ernst aus Uthlede: „Mein Auto ist zwar auf dieser Liste, aber es ist schon so lange mit B5 gelaufen, da ist mir alles andere zu riskant. Dann nehme ich lieber 6 Cent mehr in Kauf.“ Damit ist Ernst nicht allein. Nur wenige Autofahrer steigen wegen der hohen Energiepreise auf E10 um. Nach Beobachtungen des Bundesverbands der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe) steigt der Anteil von E10 am Benzinverbrauch zwar kontinuierlich, aber von einem Boom sprechen sie nicht. 2022 haben in Deutschland 24 Prozent den Biosprit getankt. Ein Jahr zuvor seien es noch um die 17 Prozent gewesen.

Mehrverbrauch liegt unter 2 Prozent

Ein weiteres häufiges Argument gegen E10 ist der Mehrverbrauch. „Als ich E10 getankt habe, war der Tank schneller leer“, sagt Patrick Tegeder aus Bremerhaven. Im Vergleich zu E5 müsse er dann einmal mehr in der Woche zur Tankstelle fahren. Tatsächlich erhöht sich aufgrund des etwas geringeren Energiegehaltes des Bioethanols bei gleicher Fahrweise der Kraftstoffverbrauch gegenüber den herkömmlichen Benzinsorten. Der Mehrverbrauch liegt aber laut ADAC unter 2 Prozent. Im Einzelfall komme es aber immer auf den Motor, die zurückgelegte Strecke und die Fahrweise an.

Markus Wedemeyer tankt E10 schon seit 2011, seitdem der Biokraftstoff auf dem deutschen Markt eingeführt wurde und hatte bis jetzt keine Probleme.

Markus Wedemeyer tankt E10 schon seit 2011, seitdem der Biokraftstoff auf dem deutschen Markt eingeführt wurde und hatte bis jetzt keine Probleme. Foto: Hanke

Markus Wedemeyer aus Nordenham ist einer der wenigen, der sich bewusst für den Biokraftstoff entscheidet. „Es ist besser für die Umwelt und auch günstiger“, sagt Wedemeyer. Seit Einführung des Kraftstoffs 2011 greift er auf die Alternative zurück. Er hat bisher keine Nachteile oder Unterschiede bemerkt. Der Biokraftstoff ist laut Herstellern und ADAC umweltfreundlicher und spare CO2 ein. Doch Umweltorganisationen sehen auch Nachteile, wie die Flächenkonkurrenz zu Nahrungsmitteln. Greenpeace fordert sogar ein Verbot des Biosprits. Öl wie Rapsöl gehöre nicht in den Tank, sondern auf den Esstisch, lautet ihre Forderung.

Leandra Hanke

Reporterin

Leandra Hanke, Jahrgang 1992, ist seit Januar 2021 bei der NORDSEE-ZEITUNG, zuerst als Volontärin und inzwischen als Reporterin. Sie studierte Journalistik und Kommunikationswissenschaften in Hamburg. Sie fühlt sich im Norden und vor allem an der Nordsee-Küste zu Hause.

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