Manchmal geraten auch nüchterne Kommunalpolitiker ins Träumen. Neulich, im Kreis-Bauausschuss, war so ein Moment. Ein Ingenieur war zu Gast. Von einer Firma, die auf ein neuartiges Verfahren für den Straßenbau setzt. Der bereitet den Politikern regelmäßig Sorgen. Denn mehr als ein Drittel des Kreisgebiets ist Moor. Ein Boden, auf dem man nur schwer Straßen bauen kann, weil er schlicht wegglibbert. Und die Straßen, die man baut, zeigen nach ein paar Jahren erneut Risse. Kurzum, die Sanierung ist aufwendig, teuer - und steht schon bald wieder an. Der Gast hatte eine Lösung im Gepäck, die fast zu schön klang, um wahr zu sein. Mit Hilfe eines Zementzusatzes namens Novocrete ließen sich mit wenig Aufwand (und wenig Geld) aus alten Straßen neue machen, warb er. Einfach die alte Straße aufbrechen, zerkleinern, das Novocrete beimischen und das Ganze als neuen Unterbau wiederverwenden. Dann den Asphalt rauf und fertig ist die neue Straße. Für einen Kilometer brauche man eine Woche. Eine Woche! Die Ausschussmitglieder bekamen glänzende Augen. Keinen Ärger mit wochenlang gesperrten Straßen und Umleitungsverkehr mehr, weniger Kosten, weniger Umweltbelastung, weil das Material gleich vor Ort wieder recycelt wird. Zudem versprach der Ingenieur, dass das Konstrukt bis zu 60 Jahre halten soll. Die Politik war richtig angetan. Und Baudezernent Michael Take, der gerade einen Auftrag für einen 38 Millionen Euro teuren Schul-Neubau bekommen hatte, seufzte: „Kann man so nicht auch neue Schulen bauen?“ Wir werden sehen. Erst mal soll das Wundermittel bei der Sanierung der Kreisstraße 54 zwischen Loxstedt und Schwegen ausprobiert werden.