Was sind die vier größten Feinde des deutschen Landwirts? Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Kleiner Scherz am Rande. Man darf ja dieser Tage den Humor nicht verlieren angesichts grimmig dreinblickender Bauern und Lokführer, die einen - in der heiligen Gewissheit, für eine gerechte Sache zu kämpfen - an gefühlt jeder Straßenecke und Gleiskurve an der Weiterfahrt hindern.
Größe zählt eben doch
Mal unabhängig davon, ob man die jeweiligen Forderungen beider Gruppen nun für berechtigt hält oder nicht: Darauf zu hoffen, dass die Solidarität in der Bevölkerung ins Unendliche wächst, wenn man die Leute nur konsequent davon abhält, rechtzeitig zur Arbeit, zum Arzt oder in die Schule zu kommen, erscheint als eine einigermaßen zweifelhafte Strategie. Gleichwohl wird derzeit wieder einmal deutlich, dass Größe eben doch zählt. Es ist ungleich schwieriger (und auch aus anderen Gründen überhaupt nicht empfehlenswert), einen gestandenen Landwirt samt Traktor von der Straße zu zerren, als einen schmächtigen Klimakleber.
Pflegekräfte wurden beklatscht
Ganz anders sieht es da aus, wenn Berufsgruppen protestieren, die zwar von niemandem bezweifelte berechtigte Anliegen, aber eben keine großen Maschinen zur Verfügung haben. Zu Corona-Zeiten hat es beispielsweise völlig ausgereicht, dass die völlig erschöpften und unterbezahlten Pflegekräfte ein paar Mal kräftig beklatscht wurden - und die Sache war erledigt. Nun gibt es keinen Hinweis darauf, dass das bei Landwirten und Lokführern auch funktionieren könnte. Auf den Gedanken mit dem Beifall sind diejenigen, die derzeit frustriert im Stau oder ratlos an den Bahnhöfen stehen, allerdings bisher auch noch gar nicht gekommen.