Bremerhaven Hafen

Sinkflug beim Umschlag in Bremerhaven: Was bedeutet das für die Jobs im Hafen?

Bremerhaven hat seit 2012 fast ein Drittel seines Umschlags verloren. Und derzeit deutet wenig auf eine Kehrtwende. Was bedeutet das für die Arbeitsplätze im Hafen? Und was bewirkt dann die Automatisierung?

Autos fahren von der Rampe eines Schiffs.

Können die Importe chinesischer Fahrzeuge den Autoumschlag in Bremerhaven wieder ankurbeln? Die BLG setzt auf Produzenten wie BYD, die auf den europäischen Markt drängen. Foto: Scheer

Bremerhaven hat in den vergangenen Jahren fast ein Drittel der Fracht verloren. Der Umschlag sank bei den Containern seit 2012 von 6,1 Millionen auf 4,2 Millionen Standardcontainer (TEU). Bei den Fahrzeugen rutschte er in diesem Zeitraum von 2,2 auf 1,5 Millionen ab. Der Senat hatte in einer Stellungnahme verschiedene Gründe für die Verluste in Bremerhaven dargelegt. Das reichte von der Verlagerung der Autoproduktion deutscher Hersteller ins Ausland bis zu den Verlusten an der Stromkaje beim Umladen der Fracht zum Weitertransport von großen auf kleine Containerschiffe.

Neubau der Stromkaje und Weservertiefung

Wie will die Landesregierung diesen Trend stoppen? Mit dem Neubau der Containerterminals 1 bis 3a an der Stromkaje und der Außenweservertiefung will der Senat wieder den Umschlag in Bremerhaven ankurbeln. Doch es wird noch lange dauern, bis solche Maßnahmen umgesetzt sind. Geht es mit dem Umschlag bis dahin nun weiter bergab?

„Wir haben keine aktuellen Prognosen oder Kalkulationen zur weiteren Umschlagentwicklung in Bremerhaven oder den erwarteten Arbeitsplatzeffekten“, sagt Professor Burkhard Lemper vom Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik und der Hochschule Bremen. Aber wenn der Umschlag stagniere oder gar weiterhin rückläufig sein werde, werde das tendenziell zum Abbau von Arbeitsplätzen führen. In den Betrieben werde ständig daran gearbeitet, die Arbeitsabläufe zu optimieren, um die gleichen Umschlagmengen mit weniger Arbeitskräften zu bewältigen.

„Weniger Mitarbeiter für die gleichen Aufgaben – das ist eine Tendenz durch ständige Prozessverbesserungen, auch wenn das nicht in großen Sprüngen erfolgt“, sagt Lemper. Jeder Betrieb wolle seine Arbeitsabläufe verbessern und die Personalkosten senken, „das läuft permanent“, betont er.

Wachstum für eine stabile Beschäftigung nötig

Für eine stabile Beschäftigung sei deshalb Wachstum notwendig. Aber daran fehlt es derzeit im Hafen. Mit der Automatisierung des Umschlags werde es noch einmal einen Schub geben beim Arbeitsplatzabbau, auch wenn mit ihr gleichzeitig neue Jobs mit besonderen technischen Qualifikationen geschaffen werden. Für die Stadt werde das negative wirtschaftliche Effekte haben. Wenn ein Van-Carrier-Fahrer seine Arbeit verliert, kann er weniger Geld ausgeben, was wiederum Auswirkungen auf den Einzelhandel hat.

Beim Automobilumschlag fehlten in Bremerhaven die Autos, die beispielsweise BMW in den USA herstellt. „Ob das dauerhaft so weitergeht, weiß ich nicht“, sagt Lemper, aber die Tendenz halte an. Für die BLG bestehe das Problem, bei sinkendem Umschlag die Fixkosten für den Betrieb zu erwirtschaften.

Importautos aus China als neue Chance?

Unklar sei auch, ob der Import chinesischer Fahrzeuge tatsächlich eine Chance darstelle. Derzeit setzt die BLG große Hoffnungen auf die Offensive aus dem Reich der Mitte. Früher sei die Akzeptanz chinesischer Fahrzeuge in Deutschland eher gering gewesen, sagt Lemper und verweist auf Qualitäts- und Imageprobleme. „Inzwischen sind aber viele nicht mehr abgeneigt“, sagt er. Dazu komme das Kostenargument. Die subventionierte chinesische Autoindustrie biete ihre Produkte doch um ein paar 1000 Euro günstiger an.

Porträt eines Mannes.

Bei stagnierendem oder sinkendem Umschlag wird die Zahl der Arbeitsplätze im Hafen sinken, weil die Betriebe die Arbeitsabläufe ständig optimieren, um Kosten zu sparen, sagt Professor Burkhard Lemper, ISL-Geschäftsführer und Professor an der Hochschule Bremen. Foto: Schimanke

Klaus Mündelein

Reporter

Klaus Mündelein kümmert sich im Bremer Büro um die Landespolitik. Er hat in Münster studiert und volontiert und kam vor fast 30 Jahren zur Nordsee-Zeitung.

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